Donnerstag, 3. März 2016

Vorsicht Kampfmittel!

Wer sich fragt, warum wir die letzten Wochen nichts geschrieben haben, dem sei gesagt, weil es nichts zu berichten gab. Seit dem 23.12.2015 warten wir auf die Baugenehmigung. Das ist zunächst nicht so ungewöhnlich, sechs Wochen beträgt die Frist. Diese wäre dann am 3.02.2016 abgelaufen, natürlich gab es bis dahin keine Genehmigung. Mehr dazu, im anderen Post.
Von 4life hatten wir vor dem Bauanlaufgespräch eine Liste bekommen, was von unserer Seite zu erfüllen sei, damit wir ohne Verzögerung bei erfolgter Genehmigung beginnen könnten. Neben der Beantragung von Wasser-, Gas-, Telefon- und Stromleitungen sowie Baustrom und -wasser, sollten wir uns auch um die Kampfmittelfreigabe bemühen. Wem nicht so ganz klar ist, was das denn bitteschön sein soll, dem sei gesagt, dass man in Deutschland aufgrund der Hinterlassenschaften des 2. Weltkriegs als Bauherr dazu !verpflichtet! ist, sein Grundstück vor Baubeginn auf Kampfmittel untersuchen zu lassen. Tut man es nicht und bekommt daher auch keine Freigabe, kann sich jeder weigern, auf dem Grundstück auch nur einen Handschlag zu tun. Stimmt ja auch, wer will schon durch ne englische Fliegerbombe über die Wupper gehen?
Um die Freigabe zu bekommen muss man:
1. eine Luftbildanalyse beantragen. Das geht anhand eines Antrags, den man bei der Bezirksregierung Düsseldorf herunterladen kann. Zusätzlich braucht man einen bestimmten Kartenausschnitt, den man selbstständig online herstellen kann. Eine sehr ausführliche Anleitung gibt es auch dazu über die Seite der Bezirksregierung. Antrag und Karte schickt man dann an das zuständige Ordnungsamt. Dieses überprüft dann anhand von britischen Luftbildern aus dem Weltkrieg, ob sich möglicherweise Bomben, Blindgänger, Schützengräben etc. auf dem Grundstück befinden.
2. Zumeist bekommt man im Raum Köln/Bonn keine Freigabe aufgrund der Luftbildauswertung, dazu war das Gebiet zu stark umkämpft. Dann empfiehlt die Bezirksregierung eine weitere Überprüfung mittels Sonar. Wird dabei etwas gefunden, wird die Bombe vom Fachunternehmen gesprengt, beseitigt, was auch immer. Wird nichts gefunden, ist man zunächst aus dem Schneider.

Nun hatte ich natürlich bei der Stadt angerufen und nach der besagten Freiheit gefragt. Auskunft 1 lautete, man habe die Freigabe, sie liege nur nicht schriftlich vor. Darauf habe ich mich verlassen, dummer Fehler! Vor vier Wochen meldete sich 4life und fragte noch einmal nach, man brauche die Freigabe, damit der Geologe die Bodenproben nehmen könne. Also rief ich wieder die Stadt an, Auskunft 2, man habe keine Freigabe, frage aber beim Ordnungsamt nach, ob dieses eine hätte. Dann passierte erst einmal nichts. Nach zehn Tagen rief ich wieder an, Auskunft 3 vetröstete mich wieder, aber man notierte meine Mailadresse. Wieder passierte nichts. Also rief ich beim Ordnungsamt an, Auskunft 4 lautete, man hätte nichts in der Richtung unternommen, eine Luftbildauswertung mache das Bauamt der Stadt immer selbstständig, man würde nachfragen und sich bei mir melden. Danach habe ich an Bau- und Ordnungsamt eine Mail geschrieben, mit der dringenden Bitte, uns eine verbindliche Mitteilung bzgl. der Freigabe zu machen, ich wollte mich nicht noch einmal vertrösten lassen. Innerhalb von zwei Stunden hatte ich Nachricht von der Stadt, man habe eine Luftbildüberprüfung bereits Anfang 2015 veranlasst, das Ergebnis wurde mit versendet. Darin stand, dass in unserem Gebiet vermehrt Kampfhandlungen stattgefunden hatten und man eine weitere Überprüfung empfehle. Mist. Bockmist, sage ich da nur.

Mittlerweile hatten wir mit allen Nachbarn gesprochen, keiner hatte sein Grundstück weiter überprüfen lassen. Offensichtlich sollten wir die Einzigen sein, die sich weiter um diese Sache kümmern mussten.

Wir haben dann einen Antrag auf Sondierung des Grundstücks gestellt, auch das hat mehrere Anrufe gefordert. Der Herr von der Bezirksregierung war sehr nett und ist schon nach drei Tagen zum Grundstück gefahren. Mit dem gleichen Ergebnis wie schon vor einem Jahr. Das Grundstück ist aufgeschüttet worden und das mit Material vom Abriss, jegliche Überprüfung ist damit so gut wie unmöglich. Es blieb uns nur die Abtragung des Geländes auf Niveau von 1945. Unser absoluter Albtraum sollte wahr werden. Mehrkosten? Locker 8-10.000 €. Und dann nachher alles wieder aufschütten. Der Herr von der Bezirksregierung telefonierte dann noch ein paar Mal mit 4life, die Stadt schrieb dann noch an uns und das Ende vom Lied war, dass auf Grundlage der Befunde und der Erkenntnisse der Experten ein Bombenfund so gut wie ausgeschlossen ist. Kein Abtragen, keine Mehrkosten, aber ein bisschen schlaflose Nächte.
Da sach ich mal: et kütt wie et kütt und et hätt, bis jetz, noch immer jot jejange!

Wer noch Fragen zu Kampfmitteln hat, der melde sich gerne.

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